2. Einführung
in die bemannte Raumfahrt
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2.1. Geschichte der bemannten
Raumfahrt
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2.1.1. Die ersten Anfänge
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Zur Zeit des zweiten Weltkrieges begann man in Deutschland mit
der Entwicklung von Raketen. Nach dem verlorenem Krieg verlagerte
sie sich im wesentlichen auf die USA und die Sowjetunion. Bis 1957
wurden Raketen vor allem zur Erforschung der oberen Schichten der
Atmosphäre eingesetzt. Mit dem Start des sowjetischen Satelliten
"Sputnik 1" (Abb.1) am 4.10.1957
wurde der erste Schritt in den Weltraum vollzogen. Einen Monat später,
am 3.11.1957 folgte "Sputnik 2" mit dem ersten irdischem Wesen ins
All. Die Polarhündin "Laika" überlebte 10 Tage lang. Am 31.1.1958
startete die USA mit der Träger-rakete "Jupiter C" ihren ersten
Satelliten ins All, den "Explorer 1". Am 12.4.1961 beginnt mit Juri
Gagarin (Abb.2), dem ersten Menschen
im Weltall die Geschichte der bemannte Raumfahrt. Die Raumkapsel
"Wostok 1" gelangte nach dem Start vom kasachischen Kosmodrom Baikonur
in eine Umlaufbahn um die Erde. Juri Gagarin umkreiste einmal die
Erde, bevor "Wostok 1" gezielt in die dichteren Schichten der Erdatmosphäre
gebracht wurde. Die Landung wurde von einem Fallschirm gebremst
und der Kosmonaut Gagarin kata-pultierte sich vor dem Auftreffen
aus der Kapsel und landete an einem separatem Fallschirm. Seine
Flugdauer betrug 108 Minuten. Während der Erd-umrundung führte Gagarin
Tests durch, die zeigen sollten, daß der Mensch auch in der Schwerelosigkeit
sinnvoll arbeiten kann. Zudem wurden Lebens-erhaltungsysteme und
die Raketentechnik in der Praxis getestet. Am 20.2.1962 fliegt der
erste Amerikaner ins Weltall. John Herschel Glenn startet mit der
Raumfähre "Friendship 7" vom Typ Mercury und umkreist die Erde drei
Mal. Seine Flugzeit betrug 4 Stunden und 55 Minuten. Zirka ein Jahr
später, am 18.3.1965 schwebt der erste Mensch frei im erdnahen Weltraum.
Für zehn Minuten verläßt der Kosmonaut Alexei Archipowitsch Leonow
sein Raumschiff "Woschod 2". Am 3.6.1965 folgen die USA mit ihrem
ersten Weltraumspaziergang vom Astronauten Edward H. White, er verläßt
die Raumkapsel "Gemini 4" für 36 Minuten. Das Jahr 1967 wird als
"schwarzes Jahr" der bemannten Raumfahrt angesehen, nachdem es bei
einem Apollo-Bodentest zu einem Brand kam, und die drei Astronauten
Grissom, White und Chaffee ums Leben gekommen sind. ("Apollo 1"
war der Start des großen Apollo-Programmes, auf welches ich im Punkt
2.1.2. "Das amerikanische Mond-Programm" näher eingehen werde).
Zudem schickte die UdSSR ihr erstes bemanntes Raumfahrzeug ins All,
doch in der letzten Phase der Landung öffnete sich der Bremsfallschirm
nicht und auch der Kosmonaut Komarow überlebte den Absturz aus 7km
Höhe nicht. Es folgten weitere Missionen von USA und UdSSR, welche
sich hauptsächlich mit biologischen Tests und technischen Erprobungen
befaßten. Auf die Mond-landung am 21.7.1969 werde ich, wie bereits
erwähnt, in Kapitel 2.1.2. eingehen. Nachdem der Wettlauf zum Mond
für die UdSSR verloren war, konzentrierten sich die sowjetischen
"Sojus" Missionen auf zahlreiche Experimente in der Schwerelosigkeit.
Die erste russische Raumstation "Saljut 1" startete am 19.4.1971,
sie diente als Plattform für biologische und medizinische Untersuchungen.
Am 6.6.1971 dockte "Sojus 11" erfolgreich an "Saljut 1" an und die
Besatzung nahm die erste bemannte Raumstation in Betrieb. Vor dem
Wiedereintritt in die Atmosphäre kam es bei der Abtrennung von Orbital-
und Versorgungsteil zu einem Druckabfall bei dem alle drei Kosmo-nauten
starben. Bei allen nachfolgenden Flügen trugen die Kosmonauten wieder
bei kritischen Flugphasen (Start, Kopplung, Landung) Raumanzüge.
Auf die weitere Entwicklung der Raumstationen "Skylab"(Abb.3),
"Saljut"(Abb.4) und schließlich
die "MIR"(Abb.5), werde ich nicht
weiter eingehen, da dies zu sehr vom Thema interstellare Raumfahrt
abschweifen würde. Ebenso die "Spaceshuttle" Missionen werde ich
nicht weiter erwähnen.
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Am 25.5.1961 verkündet der US-Präsident John F. Kennedy,
daß Ende der 60er Jahre die ersten Menschen auf dem Mond (Abb.6)
landen würden: "[...] I believe that this nation should [...] achiev[e
d.V. ing] the goal, before this decade is out, of landing a man on
the moon and returning him safely to the earth. [...] in a very real
sense, it will not be one man going to the moon - if we make this
judgment affirmatively, it will be an entire nation [...]." John F.
Kennedy stellt das Projekt als "Ehrensache" der amerikanischen Nation
dar, als erstes einen Menschen auf dem Mond zu landen und ihn sicher
wieder zurückzubringen. Er überzeugt mit viel Enthusiasmus das amerikanische
Volk von seinen Plänen, obwohl es eine große Menge an Steuergeldern
verschlingen würde. Amerika sollte der Welt wieder einmal beweisen,
zu welchen Großtaten es fähig ist. Doch das Projekt Apollo startete
unter schlechten Zeichen. Bei Tests mit "Apollo 1" am 27.1.1967 kam
es zu dem ersten tödlichen Unfall in der amerikanischen, bemannten
Raumfahrt (siehe 2.1.1. Die ersten Anfänge). Dieser Zwischenfall verzögerte
das gesamte Apollo-Projekt. Es dauerte eineinhalb Jahre bis es einen
neuen Apollo-Start geben sollte. Es wurden bis "Apollo 7" nur unbemannte
Testflüge durchgeführt, um die Sicherheit der Crew zu gewährleisten.
Mit "Apollo 8" umkreiste das erste bemannte Raumschiff den Mond. Die
Astronauten Frank Borman, James A. Lovell und William Anders brauchten
für zehn Umkreisungen in 112 km Höhe rund 20 Stunden. "Apollo 8" startete
am 21.12.1968 und kehrte am 27.12. zurück. Die ersten Tests mit der
Mondlandefähre innerhalb der Erdumlaufbahn führte "Apollo 9" noch
vor "Apollo 8" im März 1968 durch. Die ersten Landetests machte "Apollo
10" vom 18.5. bis zum 26.5.1968. Stafford und Gene Cernan nährten
sich mit der Landefähre "Snoopy" bis auf knapp 14km an die Mondoberfläche.
"The Eagle has landed". Die Landefähre (Abb.7)
von "Apollo 11" setzte am 20.7.1969 um 21:18 Uhr MEZ sanft auf dem
Mondboden auf. Neil Armstrong (Abb.8)
betritt mit den berühmten Worten: "It´s one small step for [a d.V]
man, one giant leap for mankind!" den Mond (Abb.9,10).
"Ein kleiner Schritt für einen Mann, aber ein großer Sprung für die
Menschheit!". 20 Minuten später betritt Edwin E. Aldrin als zweiter
Mensch den Mond. Der erste Mondaufenthalt war verhältnismäßig kurz,
es wurde eine Kamera, ein Seismograph, ein Laser-reflektor sowie die
amerikanische Flagge (Abb.11)
aufgestellt. Der Beweis, daß man punktgenau auf dem Mond landen konnte,
erbrachte "Apollo 12". Der "Yankee Clipper" landete am 19.11.1969
nur 200m entfernt von der bereits 1967 gelandeten Mondsonde "Surveyor
3". "Apollo 13" endete für die NASA beinahe in einem Desaster. Noch
bevor der Mond erreicht wurde, kam es durch eine Beschädigung an der
Isolierung von Kabeln zur Explosion des zweiten Sauerstofftanks ("Housten
we have a problem"). Es kam zu einer Reihe weiterer Zwischenfälle,
unter anderem mit den Batterien der "Odyssee", so daß "Apollo 13"
Strom sparen mußte und bis zum Wiedereintritt "unwichtige" Systeme
abschalten mußte. Letztendlich gelang die Landung, und die drei Astronauten
überlebten. Das Unternehmen dauerte vom 11.4. bis 17.4.1970. "Kitty
Hawk", die "Apollo 14" Mission, führte vom 31.1. bis zum 9.2.1971
die eigentlich für "Apollo 13" vorgesehenen Experimente durch. Die
Astronauten blieben 33,5 Stunden auf dem Mond und sammelte mit einer
Art Schubkarre 96kg Mondgestein. Das erste Mondauto (Abb.12)
brachte "Apollo 15" am 26.7.1971 zum Mond. Es wurden zahlreiche wissenschaftliche
Experimente durchgeführt. Es folgte der von Problemen geprägte, aber
letztendlich erfolgreiche Flug von "Apollo 16". Der letzte bemannte
Flug zum Mond landete am 7.12.72 wieder auf der Erde. "Apollo 17"
hatte erneut erfolgreich Experimente durchgeführt. Es folgte 1975
noch eine "Apollo 18" Mission im Rahmen des ASTP-Projektes, welche
aber nicht zum Mond führte, sondern das Ende des kalten Krieges im
Weltraum bedeutete.
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2.2. Die nahe Zukunft der bemannten
Raumfahrt am Beispiel Mars
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Der Mars (Abb.13),
er zieht in 56*106km bis 440*106km Entfernung von uns seine Bahn.
1877 entdeckte der italienische Astronom Schiaparellie scheinbare
Kanäle auf dem Mars. Seitdem war man fest davon überzeugt, daß es
intelligentes Leben auf dem Mars gibt. Erst als 1976 die Marssonden
"Viking 1" und "2" (Abb.14,15)
auf dem Mars landeten und Bilder von der Oberfläche sendeten, war
man sich sicher, daß es keine Lebewesen, geschweige denn eine hochentwickelte
Zivilisation gab. Doch es tauchte immer wieder die Frage auf: "Gibt
es Leben auf dem Mars?". Mit Leben wird heute allerdings "nur" noch
das Existieren von Bakterien oder Mikroben verbunden. Um diese Frage
endgültig und sicher zu beantworten, muß man diese Kleinstlebewesen
allerdings direkt auf dem Mars entdecken. Dies wäre ein primäres Ziel
einer bemannten Marsmission, hinzu kommt eine weitere Frage, welche
eine Voraus-setzung zur Errichtung einer Marskolonie ist: "Gibt es
Wasser auf dem Mars?". Heute ist es schon lange keine Utopie mehr,
wenn von einer Marsmission gesprochen wird. Es wurde von der NASA
bereits eine theoretisch machbare und kostengünstige Referenzmission
erstellt, denn auf dem heutigen Stand der Technik ist eine Mars-Mission
fast kein Problem mehr. Ein größeres Problem stellen die Kosten dar,
man weiß, je geringer Kosten, desto größer die Chancen, daß das Programm
verwirklicht wird. Derzeitig erscheint der Zeitraum zwischen 2007
und 2014 realistisch. Da bei einem direktem Flug zum Mars der Energieaufwand
enorm wäre, muß ein günstiger Startzeitpunkt berechnet werden. Dieser
ergibt sich aber nur alle zwei Jahre. Allerdings sollen vor der eigentlichen
Landung auf dem Mars schon verschiedene Systeme zum Mars geschickt
werden, welche die Astronauten nach dem Eintreffen nur noch zu installieren
brauchen. Nach der ursprünglichen Referenzmission wird im ersten Schritt
das Earth Return Vehicle (ERV) gestartet, welches dann im Orbit geparkt
wird. Die Astronauten werden nach ihrem Aufenthalt mit einer Rückkehrkapsel
vom Mars starten (Abb.16) und
am ERV andocken (Abb.17), um dann
zurück zur Erde zu gelangen. Schritt zwei umfasst den Start eines
Mars Ascent Vehicles, mit dem der Start von der Mars-oberfläche durchgeführt
wird. Zudem wird ein Propellant Production Modul zur Treibstofferzeugung,
ein Reaktor zur Stromerzeugung, Wasserstoff für das Propellant Production
Modul, sowie zirka 40 Tonnen weitere Ausrüstungs-gegenstände mitgeführt.
Als nächster Schritt steht das Entsenden eines weiteren Reaktors plus
Wohn- und Forschungseinrichtungen an (Abb.18).
Die Schritte vier und fünf sind mit einer erneuten Durchführung von
erstens und zweites vorgesehen, dies soll redundante Systeme schaffen
und somit die Sicherheit der Crew gewährleisten. Als neue Trägerrakete
wird eine "Magnum" genannt (Abb.19).
Der letzte Schritt ist die eigentliche Landung einer Crew auf dem
Mars, diese wird schon vor den Starts vier und fünf auf dem Mars eintreffen.
Bei einer neueren Version (3.0) könnten Schritt eins und zwei aufgrund
von Gewichtseinsparungen zusammengefaßt werden. Rein technisch ist
voraussichtlich alles im Bereich des Möglichen. Allerdings muss auch
der Mensch betrachtet werden. Bei dem günstigem Startzeitpunkt (2016
oder 2018),würde der Hinflug 150 Tage und der Rückflug 110 Tage beanspruchen.
Der Russe Yurity Romanenko verweilte bereits 326 Tage auf der Raumstation
MIR in Schwerelosigkeit. Hinzu würde aber noch ein Aufenthalt von
619 Tagen bei 0,4g (Schwerelosigkeit: 0g Mond: 0,17g Erde: 1g) kommen.
Zudem muss die Strahlung im Weltraum beachtet werden, ebenso ist die
Strahlenbelastung während des Marsaufenthaltes nicht ausser Acht zu
lassen. Es gilt Abschirm-ungslösungen zu finden, welche die kosmische
Strahlung abblocken, aber gleichzeitig für den Menschen verträglich
sind. Zudem wird der Flug und Aufenthalt eine große psychische Stabilität
voraussetzen. Um den Aufenthalt bzw. Flug zu simulieren, könnte ein
Testmodul an die zukünftige Raumstation "ISS" angekoppelt werden (Abb.20).
Dies war nur ein kleiner Überblick, der zeigt, dass eine Marsmission
in den nächsten 20 Jahren durchaus wahrscheinlich ist. Zuvor muss
jedoch Überzeugungsarbeit geleistet werden, auch die Bürokratie darf
den Planern nicht einen Strich durch die Rechnung machen. |
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